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Shinrin Yoku – Waldbaden als Geheimwaffe für Körper und Seele

Was früher ein schönes Kindheitserlebnis war, ist heute für viele Menschen der Inbegriff eines erholsamen Wochenendes: Eine Wanderung durch den Wald empfinden wir als pure Entspannung. Was aber macht die Faszination dieser Verbindung von Mensch und Wald aus? Und was passiert in unserem Körper, wenn wir waldbaden?

Die Hektik des Alltags nimmt uns trotz aller Vorsätze immer wieder ein. Morgens Verkehrschaos, mittags ein schneller Happen zwischen zwei Meetings und abends noch eben Haushalt und Familie unter einen Hut bringen. Nachts werfen wir uns unruhig von einer Seite auf die andere, da die Gedanken immer noch rasen, anstatt einfach mal Ruhe zu geben. Kommt Ihnen das bekannt vor? Haben Sie an solchen Tagen auch das Bedürfnis einfach mal aus dem Hamsterrad auszubrechen und mal wieder richtig durchzuatmen? Dann müssen Sie nicht direkt ein Sabbatjahr einreichen, oder einen dreimonatigen Aufenthalt in einem Bergkloster buchen – gehen sie im Wald „baden“!

Shinrin Yoku – Waldbaden als Geheimwaffe für Körper und Seele

Der Wald ist ein Magnet für Menschen – und das aus gutem Grund

Ein paar Stunden im Wald haben bereits deutliche Auswirkungen auf unseren Körper und Geist. Seit den 1980er Jahren gibt es vermehrt medizinische Studien, die die Auswirkungen von einem Aufenthalt im Wald auf den menschlichen Körper untersuchen. Führend auf dem Gebiet ist Dr. Qing Li, Professor an der Nippon Medical School in Tokio. Er begleitet seit damals das staatliche Programm Shinrin Yoku, das die Bevölkerung zur Nutzung des Waldes für die Gesundheit ermuntern soll. Dr. Li unterstützt und fördert diesen Nutzen mit medizinischen Untersuchungen. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Sobald wir uns im Wald aufhalten, verlangsamt sich unser Puls, die Atmung wird ruhiger und tiefer, unsere Muskeln entspannen sich von selbst. Ein Spaziergang im Wald stärkt unser Immunsystem und die sauerstoffreiche Luft erhöht unsere Lungenkapazität. Wir atmen die saubere, gefilterte Luft automatisch tiefer ein und aus. Die Elastizität unserer Arterien wird durch den hohen Sauerstoffgehalt gestärkt. Die Farbe Grün wirkt harmonisierend und beruhigend auf uns, was besonders bei Herzproblemen einen positiven Effekt hat.

Aber der Wald bietet noch mehr für unser Wohlbefinden. Bäume produzieren eine Vielzahl von Terpenen und ätherischen Ölen, die sich positiv auf unser Immunsystem auswirken. Viele dieser Duftstoffe aktivieren Abwehrzellen, die unseren Körper vor Krankheiten, Infekten bis hin zum Krebs, schützen. Ein Tagesaufenthalt im Wald lässt die Abwehrzellen stark ansteigen, so dass der Körper auch nach sieben Tagen noch immer eine erhöhte Anzahl dieser Killerzellen aufweist.

Stressreduzierung ohne Nebenwirkungen

Shinrin Yoku – das Waldbaden – ist in Japan inzwischen eine anerkannte Therapieform bei akuten Stresssymptomen. Hierbei soll sich der Mensch bewusst und intensiv mit der Waldatmosphäre beschäftigen, um eine möglichst hohe Stimulanz der körpereigenen Abwehrkräfte zu aktivieren.

Auch unsere Psyche genießt einen Waldaufenthalt sehr. Die Produktion der Stresshormone wird deutlich reduziert, unsere Stimmung und Selbstwertgefühl steigen mit den Gerüchen und Ausblicken. Gerade für Menschen mit Depressionen, Erschöpfung, Angstzuständen und ADHS-Diagnose profitieren von dieser ausgleichenden Kraft des Waldes.

Shinrin Yoku – Waldbaden als Geheimwaffe für Körper und Seele

Und was planen Sie am Wochenende?

Lassen Sie Smartphone und Tablet zu Hause und gönnen sich einige Stunden im nächstgelegenen Wald. Sie werden feststellen, wie gut Ihnen diese persönliche Auszeit tut und wie schnell Ihre Batterien wieder aufgeladen werden. Dr. Qing gibt folgende Tipps, um die Zeit im Wald möglichst gesundheitsfördernd zu gestalten:

  1. Um Stress abzubauen, planen Sie einen Tag im Wald ein. Nachhaltiger sind zwei bis drei Tage Aufenthalt mit zwei Übernachtungen in einer waldreichen Gegend.
  2. Waldbaden ist Ihr individuelles Erlebnis. Wählen Sie Ort und Zeit nach ihrer eigenen Konstitution und Belieben aus.
  3. Machen Sie dort Pause, wo Sie sich wohlfühlen. Waldbaden geschieht nach Ihrem eigenen Empfinden. Suche Sie sich einen schönen Platz zum Ausruhen. Sie können dabei lesen, beobachten oder auch meditieren.
  4. Vergessen Sie nicht, etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu Essen mitzunehmen.

Falls Sie noch mehr über den Wald und seine erstaunlichen Fähigkeiten erfahren wollen, empfehle ich Ihnen wärmstens das Buch „Das geheime Leben der Bäume“ von Peter Wohlleben. Es steckt voller spannender und fast unvorstellbarer Informationen, nach denen Sie keinen Wald mehr als eine statische Ansammlung von Grünzeug sehen werden. Versprochen!


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